2009-05(Mai)-07; Diaporama Striped Pyjamas von Peter Coles jetzt auch als Hollywood-Film Drucken

striped_pyjama.jpgEines der erfolgreichen Diaporamen von Peter Coles "Striped Pyjamas", welches auf dem Buch von John Boyne basiert, wurde jetzt auch aufwendig verfilmt.

Wer möchte kann die Diaschau in unseren Clubtreffen sehen, entweder im www.HDAV-Club.de oder beim www.1DR.in

Hier gibt es Information aus Wikipedia zum Buch und zum Film: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Junge_im_gestreiften_Pyjama

Und hier die Filmkritik auf dem Portal "Der Westen"
http://www.derwesten.de/nachrichten/kultur/film/2009/5/7/news-119072309/detail.html


 

Der Junge im gestreiften Pyjama”

Das Grauen hinter dem Lagerzaun

07.05.2009, Arnold Hohmann
Dortmund. Man sollte seinem ersten Impuls nicht trauen. Nicht an der Notwendigkeit zweifeln, ob es nach so vielen Filmen zum Thema Holocaust überhaupt noch einen weiteren geben muss.

Mark Hermans „Der Junge im gestreiften Pyjama”, die Verfilmung eines Jugendromans von John Boyne, geht das Thema aus der naiven Perspektive eines Achtjährigen an. Und anders als bei „Schindlers Liste”, anders auch als bei Roberto Benignis „Das Leben ist schön”, bleibt der Zuschauer am Ende erschüttert im Kinosessel zurück und begreift vielleicht zum ersten Mal wirklich, was das heißt: Vernichtungslager.

Zentrale Figur des Films ist der achtjährige Bruno (Asa Butterfield), der nichts von Nazi-Deutschland weiß, für den der Alltag noch immer Spiel und Abenteuer bedeutet. Die Stadt, das ist ein großes Flugfeld, wo er sich mit seinen Freunden und mit ausgestreckten Armen in Phantasiewelten träumen kann. Das ändert sich schlagartig, als der geliebte Vater (David Thewlis) „in den Osten” versetzt wird und die ganze Familie (neben Bruno noch die Mutter und die ältere Schwester) mitnimmt. Der Zuschauer weiß zu diesem Zeitpunkt längst, dass es sich hier um einen hochrangigen SS-Offizier handelt, der nun als Kommandant ein Konzentrationslager leiten soll.

Die Bilder aber, die wir sehen, sind die Wahrnehmungen Brunos. Das neue Haus sieht düster aus, die Wachen vor dem Tor begreift er nicht. Und vom Fenster seines Zimmers aus sieht er seltsame Menschen in Pyjama-Kleidung hinter Zäunen hin- und hergehen. Das sei so etwas wie eine Farm, erklärt ihm die Mutter das Unerklärbare. Aber warum ist dann plötzlich sein Fenster mit Brettern abgedeckt, warum wird ihm jede Annäherung an die Anlage verboten? Und was machen die da eigentlich, wo doch der Wind manchmal einen so eindringlichen Geruch von dort mit sich bringt?

Realität in den Augen eines Achtjährigen

 

Der Junge im gestreiften Pyjama

Deutscher Kinostart: 07.05.2009

Regie: Mark Herman

Darsteller: Asa Butterfield, Jack Scanlon, Jim Norton, Vera Farmiga, David Thewlis, Rupert Friend, Sheila Hancock u.a.

Besprechung

Allmählich vergisst der Zuschauer seine Erfahrungsebene und lässt sich ganz auf Brunos Sicht der Dinge ein. Dass der Junge einen Weg findet, um schließlich doch an den Zaun der „Farm” zu kommen, versteht sich. Dort sitzt auf der anderen Seite ein anderer achtjähriger Junge, Shmuel (Jack Scanlon), der einen dieser seltsamen Schlafanzüge trägt und froh ist, dass mit Bruno ein wenig Abwechslung in sein Leben kommt. Man kommuniziert, negiert den Zaun zwischen sich und denkt sich Spiele aus. Auschwitz, das wirkt in diesem subjektiven Ausschnitt der Wirklichkeit so relativ harmlos wie eine Gefängnisfarm im amerikanischen Süden.

So sensibel der Brite Mark Herman Brunos Welt in Bilder kleidet, so seltsam hölzern geht er mit dem Umfeld um. Der Hauslehrer ist ein grob geschnitzter, glühender Nazi, der aus seinem Hass gegenüber Juden kein Hehl macht, Schwester Gretel (schon der Name!) lässt durch ihren sich abrupt wandelnden Zimmerschmuck erkennen, dass sie sich überraschend zur Hitler-Anhängerin wandelt. Vater wirkt auf Dauer innerlich immer verknoteter, Mutter (Vera Farmiga) scheint zu ahnen, was im Lager tatsächlich vor sich geht und zieht sich in sich selbst zurück. Wann immer Brunos Perspektive verlassen wird, wirkt der Film verkrampft und künstlich.

Bruno aber ist der lebendige Teil des Films, einer, der einem Freund in der Not immer beistehen wird. Als er hört, dass Shmuel seinen Vater nicht mehr finden kann, gräbt er sich kurzerhand unter dem Zaun hindurch, streift sich dieses seltsame Hemd über und will bei der Suche helfen. Mit diesem letzten Teil des Films wagt sich Herman in Bereiche vor, die man so entsetzlich nah noch nie wahrgenommen hat. Von diesem Mut zum Unerhörten lebt dieser Film - und wird einem schon deshalb unvergesslich bleiben.