2009-03(März)-05; Pecha Kucha auf der Cebit: Neue Projektionskunst oder "Alter Hut"? Drucken

Pecha Kucha auf der Cebit: Neue Projektionskunst oder "Alter Hut"?

Pecha Kucha (sprich: petscha-kutscha, jap."wirres Geplauder, Stimmengewirr") ist eine Vortragstechnik, bei welcher zu dem mündlichen Vortrag passende Bilder auf einer Leinwand projiziert werden. Die Anzahl der Bilder ist dabei mit 20 Stück ebenso vorgegeben wie die 20-sekündige Dauer der Projektionszeit je Bild. Die Gesamtdauer des Vortrags beträgt damit 6 Minuten 40 Sekunden. In Pecha Kucha Nights (PKN) folgen mehrere dieser Vorträge (meist etwa 14) hintereinander. Die Themen liegen meist im Bereich Design, Kunst, Mode und Architektur.

Die Vorteile dieser Technik liegen in der kurzweiligen, prägnanten Präsentation mit rigiden Zeitvorgaben, die von vornherein langatmige Vorträge und die damit verbundene Ermüdung der Zuhörenden ("death by powerpoint" syndrome) unmöglich machen.

http://www.pecha-kucha.org/


20 Bilder, 20 Sekunden - Pecha Kucha ist eine neue Art, Bilder zu präsentieren. Jetzt kommt der Fun-Trend aus Fernost endgültig in Deutschland an: Sogar auf der Cebit wetteifern Manager in der Kunst des knackigen Verkaufens. Mich erinnert dies allerdings stark an unseren Wettbewerb 321, der zwar nicht die Anzahl der Bilder vorschreibt aber die Dauer auf 3 Minuten 21 Sekunden begrenzt. Dadurch wird man gezwungen seinen Aussage zu verdichten und schnell auf den Punkt zu bringen.

Ein Laptop, einen Beamer und eine klare Regel gibt es auch bei Pecha Kucha: Man kann über alles sprechen aber nur nicht länger als 6 Minuten und 40 Sekunden. Pecha Kucha ist eine Form vergnüglicher Unterhaltung mit eimem Vortragsprogramm. Jeder Sprecher darf 20 Bilder benutzen, die maximal 20 Sekunden stehenbleiben dürfen. Das erfordert ein paar Gedanken im Vorfeld und führt zu verblüffenden Einsichten im Sekundentakt beim Publikum.

Pecha Kucha Referenten sprechen über so unterschiedliche Dinge wie die "neue Trendsportart" Strand-Völkerball, eine Spendensammelreise durch Südamerika ("user generated globetrotting"), Zukunftsforschung, die Durchführung einer Notlandung im Airbus, den Urknall, Bombenentschärfung, den menschlichen Geist, Zombies, das Verstehen des Unbegreiflichen und Riesenexplosionen in Sibirien.

Erfunden wurde Pecha Kucha von zwei Architekten in Tokio vor sechs Jahren. Lepe Rubingh importierte das Format 2006 nach Berlin - für eines der ersten Pecha-Kucha-Events außerhalb Japans. Der holländische Aktionskünstler wurde vor ein paar Jahren mit der Erfindung des Schachboxens bekannt. Zusammen mit dem Künstler Joachim Stein und anderen Kreativen organisiert Rubingh die Diashow für Akademiker bis heute. Die manchmal obskure Themenmischung sei für viele Zuschauer eine Inspirationsquelle. Durch Pecha-Kucha-Abende wurden schon spannende Projekte angeregt. Hier trafen die Architekten des hippen Büros Graft und Mitglieder des Künstlernetzwerks Platoon aufeinander. Heute bauen sie zusammen eine Kunsthalle im südkoreanischen Seoul.

Diese Mischung macht am Ende auch den Reiz des Abends aus. "Bei jedem Vortrag muss man sich neu einstellen, man weiß nie, was als nächstes kommt - selbst wir wissen es nie so genau", sagt Iepe Rubingh, der sich von den Vortragenden nur eines wünscht: Dass sie Leidenschaft für ihr Thema mitbringen.

In Deutschland treffen sich Anhänger des "wilden Geplappers" (so die Übersetzung aus dem Japanischen) in verschieden Städten.