2016-09(Sep)-20; Die LCOS Kurzdistanz-Beamer WUX400ST von MeDIA-Maier im leeren Hallenbad Drucken

Am 03. und 04. September 2016 wurde im Neubad Luzern eine Videoinstallation vorgeführt.

 

Mit dem Blick nach oben WUX400St-von-unten titel

 

 

Der Plan war: Für die Installation spannen wir eine Leinwand horizontal über das leere Schwimmbecken und laden die Besucher auf eine audiovisuelle Reise ein, die im Liegen erlebt werden kann.

Das Video beginnt dem Ort entsprechend unter Wasser. Die Kameraeinstellung zeigt durch eine extreme Untersicht den geraden Blick nach oben. Mit dem Auftauchen aus dem Wasser beginnt gleichzeitig das Eintauchen in eine Welt assoziativer Bildfolgen.

Jede Szene stellt eine kleine Reise in einen Bereich unserer gegenwärtigen Gesellschaft dar und reflektiert dabei die Beziehung zu unserem gewohnten Lebensumfeld. Dazu gehören Themen wie der Umgang mit technologischen Medien und das Bedürfnis nach einer Verbundenheit zur Natur, aber auch selbstverständliche alltägliche Handlungen, denen wir selten bewusst Beachtung schenken.

Auf dieselbe Art und Weise, wie eine Szene anfängt, endet sie auch wieder: Mit dem Eintauchen ins Wasser. Einmal ist es ein Hallenbad voller Menschen, dann ein See mit einem Ruderboot, ein Brunnen, aus dem Pferde trinken, eine Badewanne, ein Glas mit einer Vitamintablette, eine Pfütze, ein Aquarium, das Meer. Das Ein- und Auftauchen gliedert den Film in einzelne Szenen, die unterschiedliche Stimmungen und Geschichten erzählen, bis schliesslich auch das Video selbst in der Tiefe des Wassers untergeht.

Begleitet werden die Bildwelten von einer Klangkomposition, die reale Geräusche und musikalische Klänge miteinander verwebt. Der mal ruhig fliessende, mal pulsierende Rhythmus der Bildmontage und der klanglichen Gestaltung verbindet die einzelnen Einstellungen und Szenen. Die Sicht nach oben zieht sich durch alle Aufnahmen hindurch und gibt der Installation einen klaren formalen Rahmen.

 

IntentionWUX400St-von-unten konzept1

Einen leeren Pool zu betreten und von weit unten hoch zu schauen, ist eine Erfahrung, die normalerweise nicht möglich ist. Für gewöhnlich zieht man im Schwimmbecken seine Bahnen und taucht höchstens mal aus Übermut nach unten, um die lustig zappelnden Beine der anderen Schwimmer zu betrachten.

Wir sind bei der Erarbeitung des Konzepts von dieser besonderen räumlichen Situation ausgegangen. Die Videoinstallation fordert dazu auf, eine neue Sichtweise einzunehmen und für einmal den Blick nach oben zu richten. Die Videoinstallation führt die Besucher an immer neue Orte und stellt eine Balance zwischen Entspannung und Irritation her. Das Spiel mit Erwartungshaltungen weckt die Neugier des Publikums. Die Perspektive nach oben ist im Kino durch gewisse klassische Einstellungen geprägt. Dazu gehören Wolkenbilder und Baumkronen, aber auch die Sicht aus dem Kofferraum eines Autos oder das Aufwachen eines Patienten im Krankenhaus. Wir bedienen uns dieser gewohnten Filmsprache, um sie wechselweise zu übernehmen und zu durchbrechen.WUX400St-von-unten konzept2

Die Installation soll angenehm, anregend und immer mal wieder irritierend sein. Durch die ungewohnte Sichtweise entsteht eine neue Wahrnehmung des Alltäglichen.

Unaufgeregt und doch sehr sinnlich widerspiegelt die Installation unser Leben, ohne dabei eine Wertung vorzunehmen. Die audiovisuelle Atmosphäre bietet dem Besucher die Möglichkeit, die Bilder und Klänge auf sich wirken zu lassen und den eigenen Gedanken nachzugehen, so dass ein individueller Freiraum im stetigen Treiben des Alltags entsteht.

 

Produktion

Ausgangslage des Projekts war die Ausschreibung FKK, Frische Kunst und Kultur im Neubad Pool, die das Neubad Anfang 2016 lancierte. Die Umsetzung des Projekts wird von Seiten des Neubads mit der kostenlosen Nutzung des Pools, technischem Support, Werbung und Hilfe aus dem bestehenden Netzwerk unterstützt. Mehr zur Ausschreibung unter: www.neubad.org/fkk

 

Dreharbeiten

Wir wollen die Aufnahmen mit einem möglichst kleinen technischen Aufwand drehen, um eine hohe Flexibilität in der Arbeitsweise zu erreichen. Das spielerische Erkunden bekannter und unbekannter Umgebungen aus der Perspektive von unten soll im Zentrum der Dreharbeiten stehen. Die GoPro-Kamera ermöglicht durch ihre Grösse ein weites Experimentierfeld und eignet sich optimal für die Arbeit mit Unterwasseraufnahmen. Die Geräusche und Klänge werden mit einem Zoom-Aufnahmegerät aufgenommen. Mit diesem Equipment können wir problemlos zu zweit auf Dreh gehen. Die Dreharbeiten beginnen im Mai und laufen bis Ende Juli.

PostproduktionWUX400St-von-unten 01

Der Schnitt findet fortlaufend statt und wird im August von der musikalischen Postproduktion abgelöst. Thomas Kuratli wird die musikalische Gestaltung übernehmen. Er arbeitet mit den Originaltönen der verschiedenen Schauplätze im Video und verbindet diese mit Klängen, die er mit Gitarre, Schlagzeug, Stimme und Synthesizer herstellt. Das akustische Werk wird er an der Premiere live im Pool zur Videoinstallation performen. Nach der Erstaufführung wird die Installation mit der Audiospur im Loop abgespielt werden.

Technische Umsetzung der Installation

Die Projektionsfläche wird horizontal auf der Höhe der ehemaligen Wasseroberfläche über der tieferen Poolhälfte befestigt. Für die Leinwand eignet sich eine 10x15m grosse weisse Plane, die mithilfe von Segelseilen an das vorhandene Geländer am Pool gespannt werden kann.

Das Video wird von unten mit neun (geplant waren vier) 4000 ANSI-Lumen starken Beamern auf die Leinwand projiziert. Die Audiospur wird über vier Lautsprecher abgespielt, die am Beckenrand oder im Poolinneren platziert sind. Matten oder Sitzkissen dienen als Liegewiese für die Besucher. Eine Bar am Beckenrand begleitet die Gäste durch den Abend.

Eine erste technische Probe wird am 07. und 08. Juli mithilfe Videocompany durchgeführt, die unter anderem für die Künstlerin Pipilotti Rist arbeiten (www.videocompany.ch). Vom 01. bis 02. September wird die Installation aufgebaut und WUX400St-von-unten 02am 03. und 04. September finden die Premiere und die weiteren Vorstellungen im Neubad statt. Die Premiere am 03. September wird im Rahmen der Kulturveranstaltung Kunsthoch Luzern aufgeführt.

 

KünstlerInnen

Rebekka Friedli

Rebekka Friedli lebt und arbeitet in Luzern. Ein Austauschaufenthalt in Thailand während dem Gymnasium gab Anregung für die erste filmische Arbeit: Ein dokumentarisches Portrait über eine thailändische Studentin. Das Interesse an audiovisuellen Medien führte sie nach Zürich, wo sie den Bachelor in Film an der Zürcher Hochschule der Künste absolvierte und Kurzfilme in verschiedenen Genres realisierte. Seit Beginn des Master of Arts in Fine Arts, Major Art Teaching an der Hochschule Luzern 2013 WUX400St-von-unten 05realisierte sie vermehrt installative Projekte, darunter auch Installationen im öffentlichen Raum, wie In Verbindung am Mühleplatz in Luzern und Da Gewesen Sein in Muri (AG). Im Rahmen des Studiums verbrachte sie 2015 ein Auslandsemester in Lissabon. Für die Abschlussarbeit wird sie im Juni 2016 eine Klanginstallation in Emmenbrücke realisieren. Seit dem Beginn des Studiums wohnt sie in der WG im Neubad Luzern.

www.rebekkafriedli.com

 

Nathalie Kamber

Nathalie Kamber hat 2008 das Propädeutikum an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen, gefolgt von einem Filmstudium an derselben Universität. Sie konzentrierte sich während und neben dem Studium hauptsächlich auf die Arbeit als Kamerafrau und Regisseurin. Im Frühjahr 2012 absolvierte sie ein Austauschsemester an der UCA in Farnham in Surrey, England. 2013 schloss sie die ZHdK mit dem Bachelor of Arts in Film ab.

Seit dem Abschluss arbeitet sie als freischaffende Kamerafrau und Kameraassistentin.In dieser Zeit realisierte sie als Kamerafrau einen zweiteiligen Dokumentarfilm für das SRF, eine Videoinstallation für StudioWinkler und die Live Visuals für das Theater Rostfrei in Luzern. Bei den englischen Produktionen Wallander und Remainder wirkte sie als Kameraassistentin mit. 2016 arbeitet sie an einer dokumentarischen Videoarbeit für die Manifesta11 in Zürich.

www.nathaliekamber.com

 

Thomas Kuratli

Thomas Kuratli zog nach dem Abschluss des Filmstudiums an der Zürcher Hochschule der Künste 2013 nach Paris, wo er mit der Arbeit seines Soloprojektes PYRIT begann. Musik ist seit der Kindheit ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Er spielte in verschiedenen Bands, zuletzt zusammen mit Ben Stokvis als Thomaten und Beeren, drehte Musikvideos für Stahlberger und Lord Kesseli und arbeitete nebenbei als Komponist für Filmmusik. 2015 kam er bei Bookmarker-Records unter Vertrag und veröffentlichte sein Debutalbum UFO. Seither tourt er in Frankreich, der Schweiz und in weiteren Ländern.

 

 

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