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Hervé Séguret - Je suis tu es il est Drucken E-Mail

Aus meinen www.HDAV-BLOG.de vom 29.10.2010

Warum gibt es keine guten deutschen Diaporamen (mehr)??

 

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2010-11(Nov)-29; MeDIA-Maier beim Diaporama-Festival in Hayanges / Frankreich
hayange_plakat_2010Wie jedes Jahr, verbachte ich gerne meinen Geburtstag unter Diaporamafreunden in Hanyanges. Die Fotogruppe GAPHE hat sich dort zum intellektuellen Zentrum und zur treibenden Kraft des internationalen Diaporama entwickelt. Allen voran der Röntgenarzt Ricardo Zarate, der schon unzählige gute Diaporamen produziert hat um sich damit auch selbst zu präsentieren. Dies soll nicht negativ verstanden werden. Wer fotografiert und Bildergeschichten erarbeitet, der will auch diese Werke Hayange_Ort_Kirche2zeigen und damit Anerkennung finden. Man muss sich schon besonders wohl in seiner Rolle fühlen, um solch eine Leistung Jahr für Jahr zu erbringen. Denn außer den eigene Produktionen, sind da noch diverse Tourneen und Workshops in Sachen Diaporama und nicht zuletzt das große Festival in der lothringerischen Stahlstadt Hayange Ende November.

Ich habe es schon oft geschrieben, die Veranstaltungen  in Frankreich legen schon seit 50 Jahren sehr viel mehr Wert auf ein gemeinsames Rahmenprogramm als bei uns weiter östlich. Dazu gehört in der Hauptsache ein Abendessen mit viel Gängen und französischem Wein. Klar dass dabei die Kontakte vertieft werden und ein internationaler Austausch gut stattfinden kann. Die Ernennung der französischen Esskultur zum kulturellen UNESCO Weltkulturerbe machte es mir auch leicht einen Einstieg in die vielen Small Talks zu finden, doch in der Hauptsache wird natürlich über das gemeinsame Hobby gesprochen. Ich wusste, dass ich als einziger deutscher Gast wieder einmal auf das mangelnde deutsche Interesse an guten europäischen Beziehungen angesprochen werden würde, welchem ich schon lange nicht mehr wiederspreche. 

Diese Mal fiel mir auf, dass sehr viele polnische und italienische Schauen mit dabei waren, welche mir auch persönlich besonders gut gefielen (Vielleicht auch weil sie meist ohne Sprechertext auskamen) Eine italienische Schau wurde dann auch von der Jury auf den ersten Platz gewählt. Nun ja, meinen Geschmack traf diese Liebesgeschichte eines Teenagers nicht direkt. Außerdem hat man die Handy-SMS Geschichten schon zuhauf bei den Videofestivals gesehen und das fotografieren mit Fotowinder und das filmähnliche Zeigen der schnell geschossenen Bildern ist nicht gerade Diaporama konform. Doch die Jury sah das anders, und vielleicht so auch zum ersten Mal, weshalb die Schau den ersten Platz bekam.



Mein persönlicher Schwerpunkt und der von vielen erfahrenen Diaporamisten ist es:
in einer künstlerische Art und Weise, mit einer verflochtenen Bildersprache, unsichtbare Dinge wie Gefühle und Meinungen dem Zuschauer nahe zu bringen.

hayange_je_suishayange_je_suis2Da gab es auch einige sehr gute Beispiele. Mein persönlicher Favorit landete mit "Je suis tu es il est" (Ich Sie Es ist  oder Ich bin Sie du bist es ?) auf dem 13. Platz und war halt keine leichte bzw. seichte Kost.

Im Gegenteil, da wurde mit einem brutalen Bildeindruck und harten Metaphern gearbeitet, die unendlich viel Platz für Spekulationen und Interpretationen boten. Vielleicht wurde die Jury durch den nackten Protagonisten schockiert, welcher in einer staubigen verfallenen Fabriken und Kirchenruine einmal fast tänzerisch dann wieder im Terminatorstil agierte. Geprägt durch seine Erziehung und durch die Mutter stellt er seine Männlichkeit in Frage. Hayange_Ort_kunst1In Mitten von Glasscherben, Schmutz und Steinbrocken versucht er aus den gesellschaftlichen Zwängen und der frömmigen Scheinheilgkeit seiner Umgebung auszubrechen bzw. seinem Gedankendruck Freiraum zu verschaffen und musste bald erbärmlich und erniedrigt resignieren.

So wenigsten meine eigenen phantasievollen Gedanken bei dieser kurzen schwarzweiß Produktionen. Am Ende ist er in einem überdimensionalen Marionettengestell gefangen und auch seine Sexualität wird, meiner Interpretation nach, wie an Fäden von Anderen (oder besser einer Anderen) fremdgesteuert.

Natürlich ist das keine zufälliges Produkt, sondern das Ergebnis einer Idee und eines nach Vorgaben agierenden Schauspielers. Hier stimmt auch einer meiner Standardsätze:
In einem  Diaporama hat jedes Bild seine ganz bestimmte, zugeordnete, zwingende Position und ist nicht beliebig austauschbar!
(was im Rückkerhrschluß bei einfachen Tonbildschauen der Fall sein kann ). Ich habe bereits die Zustimmung von Hervé Séguret aus Bordeaux und die Datei um sie und andere Highlights beim 13. www.HDAV-OPEN-AIR.de zeigen zu können.

Ich habe es an andere Stelle schon geschrieben:
Schwarz-Weiß Bilder von nackter Haut alleine, ist noch keine Kunst, was leider viele oberflächliche Fotografen so glauben. Erst die Zusammenstellung in eine sinnvolle Handlung lässt aus einzelnen Bildern ein Gesamtkunstwerk entstehen, getreu dem Spruch aus meinem Arbeitszimmer „Einzeln sind wir nur Worte - zusammen ein Gedicht“.
Eine weiter gute s/w Schau war auch z.B. Level1, welche schon bei meinem 12. www.HDAV-OPEN-Air.de zu sehen war.